Artemisia, Artemisinin
weit mehr als nur annua.
In den letzten Jahrzehnten wurde Artemisia annua (der Einjährige Beifuß) fast ausschließlich als Hauptquelle des Wirkstoffs Artemisinin bekannt gemacht. Dabei geriet in Vergessenheit, dass viele andere Beifußarten (Artemisia) diesen Wirkstoff ebenfalls enthalten. Teils in ähnlicher, teils sogar in höherer Konzentration.
Alte Kräuterbücher, ethnobotanische Aufzeichnungen und moderne phytochemische Analysen zeigen, dass Artemisia annua, Artemisia vulgaris (Gewöhnlicher Beifuß) und Artemisia aff. tangutica vergleichbare Mengen Artemisinin in ihren Blättern und Blüten tragen.
Doch das ist nur die Oberfläche.
In mindestens zehn weiteren Arten wurden noch höhere Artemisinin-Werte gemessen, insbesondere in den Blüten von Artemisia absinthium (Wermut), A. moorcroftiana, A. vestita, A. indica, A. sieversiana, A. roxburghiana var. roxburghiana, A. parviflora, A. bushriences, A. japonica und A. dubia.
Bemerkenswert ist, dass zwei Arten, A. roxburghiana var. gratae und A. dracunculus (Estragon) besonders hohe Werte in den Blättern statt in den Blüten aufweisen.
Diese Vielfalt war in der Volksmedizin vieler Kulturen bekannt:
- In Zentralasien wurde A. absinthium nicht nur gegen Fieber, sondern auch als Magen- und Lebermittel genutzt.
- In Sibirien und der Mongolei galt A. sieversiana als „Sommerfieberkraut“ , gesammelt kurz vor der Blüte.
- Im Himalaya setzten Heiler A. vestita in Tees gegen „heiße Krankheiten“ ein, eine Bezeichnung für fiebrige Infektionen.
Die Konzentration an Artemisinin ist nicht nur artabhängig, sondern wird stark vom Standort, Klima und Erntezeitpunkt beeinflusst.
Traditionelle Sammler wussten:
Der Wirkstoffgehalt steigt oft kurz vor der Vollblüte an ein Wissen, das heute fast völlig durch standardisierte Massenproduktion verdrängt wurde.
Warum wurde A. annua zum „Alleinspieler“ gemacht?
Neben der pharmakologischen Forschung spielte auch die Patent- und Anbaupolitik eine Rolle:
Mit einer einzigen, standardisierten Pflanze ließ sich der globale Handel besser kontrollieren. Dabei gingen die regionalen Varianten, ihr spezifisches Heilspektrum und die Vielfalt an weiteren sekundären Pflanzenstoffen weitgehend unter.
Die Rückbesinnung auf diese vergessenen Arten ist nicht nur botanisch spannend, sie könnte auch praktische Vorteile bringen:
- Vielfältigere Heilwirkung durch unterschiedliche Kombinationen von Flavonoiden, Terpenen und Bitterstoffen.
- Bessere Anpassung an lokale Anbaubedingungen, wodurch sich auch Menschen außerhalb der klassischen Anbaugebiete selbst versorgen können.
- Erhalt alten Wissens aus der Volksheilkunde, bevor es endgültig verloren geht.
Vielleicht ist es an der Zeit, den Blick zu weiten, weg von der Fixierung auf eine einzige Pflanze und hin zu einer ganzen Familie uralter Heilkräuter, die in den Wiesen, Steppen und Bergen dieser Welt noch immer darauf warten, erkannt zu werden.
A3 ist keine neu erfundene „Wunderpflanze“, sondern eine gezielte Züchtung aus Artemisia annua, entstanden aus der Beobachtung, dass sich bestimmte Linien über Generationen hinweg an Klima, Boden und Pflegebedingungen anpassen und dabei ihren Artemisinin-Gehalt erheblich steigern.
Der Ursprung dieser Züchtung liegt in den 1990er Jahren, als anamed (Aktion Natürliche Medizin in den Tropen) in Afrika eine stabile Artemisia-Pflanze entwickeln wollte, die auch ohne teure Labore und synthetische Verarbeitung in der Volksheilkunde eingesetzt werden kann.
Was oft unerwähnt bleibt:
- Schon lange vor der offiziellen Entdeckung des Artemisinins im 20. Jahrhundert gab es in China (Qing Hao), Ägypten, Persien und bei den Tuareg im Nordafrika Anwendungen mit Blättern und Blüten bestimmter Artemisia-Arten gegen „hitzige Krankheiten“, Malaria, Wundbrand und sogar Hauttumoren.
- Alte Texte sprechen von „Mond-Ernte“, bei der die Pflanze zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt im Mondzyklus geerntet wird, um die „Bitterkraft“ und den „Kältegeist“ zu maximieren. In heutigen industriellen Prozessen wird dieser Erntezeitpunkt meist ignoriert.
- Klosteraufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert belegen die Nutzung eines „gelben Sommerwermuts“, der vermutlich einer frühen, lokal angepassten A. annua-Variante ähnelte, vergleichbar mit dem heutigen A3.
Warum A3 besonders ist
Hoher Artemisinin-Gehalt:
- Erfahrungswerte und Laboranalysen zeigen Werte, die deutlich über dem Durchschnitt wilder A. annua-Bestände liegen
- bedingt durch gezielte Auslese über Jahre.
Breiterer Wirkstoffkomplex:
- Neben Artemisinin enthält A3 zahlreiche Flavonoide, Terpene und Bitterstoffe, die in der Naturheilkunde synergetisch wirken und teils eine Resistenzentwicklung verhindern können.
Anpassung an Nicht-Tropen:
- Während viele A. annua-Linien in kühleren Breiten nur schwach gedeihen, wurde A3 so selektiert, dass es auch auf europäischen Terrassen und Gärten hohe Wirkstoffmengen entwickeln kann, sofern Erntezeitpunkt und Trocknung traditionell erfolgen.
Vergessene Details aus altem Wissen
- Frischer Saft statt Trocknung:
- In alten Rezepturen gegen Fieber wurde das frische Blatt gekaut oder der Presssaft direkt verabreicht. Dies war wirksamer bei akuten Zuständen, da Artemisinin im frischen Saft besonders stabil ist.
Blütenkraft:
- Mehrere alte Quellen, darunter persische Kräuterhandschriften betonen, dass die Blütenstände die „konzentrierte Kraft“ enthalten. Moderne Ernten beschränken sich oft auf Blätter.
Energetische Reinigung:
- Vor dem Einpflanzen wurden die Samen über Rauch von Wacholder oder Salbei gehalten. Ein Brauch, der in der heutigen Landwirtschaft fast vergessen ist, aber möglicherweise die Vitalität der Pflanzen stärkte.
Warum dieses Wissen verschwand
Mit der Industrialisierung der Medizin im 20. Jahrhundert verlagerte sich der Fokus auf patentierbare, isolierte Wirkstoffe. Die ganzheitliche Nutzung der Pflanze, die Jahrhunderte lang durch Volksmedizin, Klöster und Wanderheiler weitergegeben wurde, geriet dadurch in den Hintergrund. Selbst bei Artemisia wurde das Augenmerk auf wenige, leicht standardisierbare Linien gelegt, bis Initiativen wie anamed die ursprüngliche Vielfalt wieder aufgriffen.
A3 ist im Grunde ein modernes Fenster in eine uralte Pflanzenmedizin mit dem Unterschied, dass wir heute belegen können, was Heiler früher nur „fühlten“:
dass es nicht nur auf den Hauptwirkstoff ankommt, sondern auf das Zusammenspiel der gesamten Pflanzenmatrix, die in Harmonie mit Mond, Erde und Klima gewachsen ist.
Ich fühle mich geehrt, dieses Wissen nun wiederzubeleben
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